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Der Wunsch nach einem Deutschen Reich

Deutschland, so wie wir es heute kennen, ist noch sehr jung. Entstanden ist es aus den Ruinen des 2. Weltkrieges, der 1945 endete.

Auch die Demokratie ist in Deutschland noch sehr jung. Sie gab es vor dem 2. Weltkrieg gerade einmal 20 Jahre lang. Zuvor sprach man von der Kaiserzeit. Da allerdings überhaupt erst hinzukommen, war für liberale und nationale Deutsche ein steiniger Weg.

Die Koalitionskriege

Um das Jahr 1800 herum gab es auf dem europäischen Kontinent ein Wirrwarr aus verschiedenen Deutschen Staaten, die sich zum „Heiligen Römischen Reich“ mehr oder weniger zusammenschlossen.

Das Heilige Römische Reich (1678 – 1795)

Die größten Mächte
waren Frankreich, Preußen, Österreich, Russland und Großbritannien.

Seit 1792 kämpfte Frankreich gegen die anderen Großmächte in den Koalitionskriegen. Unter Napoleon Bonaparte erreichte Frankreich eine Vormachtstellung über große Teile Europas.

Im Frieden von Luneville 1801 annektierten die Franzosen das linke Rheinufer. 1803 wurde im sogenannten Reichsdeputationshauptschluss das Reich vorläufig aufgelöst und zahlreiche kleine Fürstentümer wurden zu größeren zusammengeschlossen (Mediatisierung). 1806 entstand dann der Rheinbund. Dieser war ein Militär- und Staatenbündnis einiger Deutscher Staaten. Sie verpflichteten sich, Napoleon militärisch zu unterstützen. Dies führte zu zahlreichen Niederlagen Preußens und Österreichs.

Der Französische Vormarsch schien unaufhaltsam. Wegen des Rheinbundes kämpften viele Deutsche an Napoleons Seite und auch viele Polen schlossen sich den Franzosen an. Diese erhofften sich durch Frankreich nämlich ein Ende der Preußischen, Österreichischen und Russischen Besatzung.

1812 war Frankreich bis nach Russland vorgerückt, erlitt im Russlandfeldzug jedoch eine schwere Niederlage. Wegen des starken Widerstands der russischen Truppen und schlechter Wetterbedingungen musste sich Napoleon zurückziehen. Von da an ging es für Frankreich bergab.

Die Befreiungskriege

Im Vertrag von Kalisch am 28. Februar 1813 trat Preußen einer Koalition mit Russland gegen Frankreich bei. Später wurden sie noch von Großbritannien und Österreich unterstützt (Konvention von Reichenbach, 27. Juni 1813).

Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege und führte zu einem vorzeitigen Ende der napoleonischen Vorherrschaft. Der Rheinbund wurde aufgelöst und Napoleon musste sich zurückziehen.

1814 marschierten dann die alliierten Truppen in Paris ein und zwangen Napoleon am 11. April zum Abdanken. Dieser kehrte 1815 jedoch wieder zurück, wurde am 18. Juni in der Schlacht bei Waterloo dann allerdings endgültig geschlagen. Der 2. Pariser Frieden beendete den Krieg.

Der Wiener Kongress

Es folgte der Wiener Kongress, welcher vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 ging. Der Österreicher Fürst von Metternich leitete das Treffen zwischen Österreich, Preußen, Russland, Großbritannien und Frankreich.

Auf dem Wiener Kongress wurde die Wiederherstellung der alten politischen Ordnung durch Restauration (Wiedereinsetzung der absoluten Fürstenherrschaft), Legitimation (Rechtfertigung dieser absoluten Herrschaft durch die göttliche Zustimmung) und Solidarität (gemeinsamer Zusammenhalt gegen liberale und nationale Forderungen) beschlossen.

Außerdem wurden neue Grenzen festgelegt und der Deutsche Bund gegründet.

Der Deutsche Bund

Am 10. Juni 1815 wurde der Deutsche Bund durch die Unterzeichnung der Deutschen Bundesakte gegründet. Es entstand ein föderaler, souveräner Staatenbund, dessen oberstes Ziel die Bewahrung der inneren und äußeren Sicherheit war. Das einzige Bundesorgan war der Bundestag in Frankfurt. Ansonsten war jeder Staat für sich alleine verantwortlich.

Für die Menschen des Bürgertums war der Deutsche Bund eine Enttäuschung. Durch die französische Besatzung und der Befreiungskriege hatte sich eine Idee der Freiheit, Gleichheit und Nation entwickelt. Durch die auf dem Wiener Kongress geschlossene Restauration wurden die Ziele allerdings nicht erfüllt.

Deshalb versammelten sich am 18. Oktober 1817 ca. 500 Studenten und Professoren auf der Wartburg (hier übersetzte Martin Luther 1521/22 die Bibel ins Deutsche) und forderten mehr Freiheitsrechte und die Gründung eines deutschen Einheitsstaates.

Die europäischen Monarchen sahen die liberalen Bewegungen jedoch als Bedrohung an und so wurde durch die Karlsbader Beschlüsse 1819 die Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt, Professoren wurden an Universitäten stärker überwacht und nationale Forderungen unterdrückt.

Dies führte dazu, dass sich die Menschen ins Private zurückzogen (Biedermeiertum). Erst nach der Julirevolution 1830 in Frankreich gewann die Nationalbewegung wieder an Aufschwung.

Der Zug zum Hambacher Schloss (1832)

Angestoßen durch die Julirevolution in Frankreich, trafen sich vom 27. Mai bis zum 1. Juni 1832 zum Hambacher Fest 30.000 Menschen, um für Freiheit, nationale Einheit und politische Rechte zu kämpfen. Sie zogen mit schwarz-rot-goldenen Flaggen vom Neustädter Marktplatz bis zum Hambacher Schloss und forderten die Einführung der konstitutionellen Monarchie und das Ende der Unterdrückung durch Fürsten.

Infolgedessen wurden die schwarz-rot-goldenen Fahnen verboten und die Teilnehmer des Festes verfolgt sowie verhaftet.

Die Deutsche Revolution 1848/49

Zwischen 1846 und 1848 kam es in Europa vermehrt zu Missernten und Hungerkrisen. Dadurch stieg die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Der Höhepunkt der Aufstände wurde im März 1848 erreicht.

Von der Februarrevolution in Frankreich angetrieben, kam es 1848 zur Märzrevolution im Deutschen Bund. In Baden organisierten Bürger eine Volksversammlung und stellten in der Mannheimer Petition Forderungen an die Obrigkeit. Diese waren unter anderem die Volksbewaffnung, Pressefreiheit, die Existenz von Schwurgerichten und die Errichtung eines Parlaments.

Diese Forderungen verbreiteten sich schnell im ganzen Deutschen Bund und es kam zu blutigen Barrikadenämpfen.

März 1848 in Berlin

Durch die blutigen Aufstände gezwungen, lenkte König Friedrich Wilhelm IV ein und ersetzte die Regierung durch ein Märzministerium und akzeptierte eine Nationalversammlung, die eine liberale Verfassung ausarbeiten sollte.

Die Frankfurter Nationalversammlung

In der Frankfurter Paulskirche tagte seit dem 18. Mai 1848 ein Parlament, das über den zukünftigen Staatsaufbau und die Verfassung eines deutschen Nationalstaates debattierte. Ziel war ein deutscher Einheitsstaat und eine liberale Verfassung mit Freiheits- und Grundrechten.

An der Spitze des neuen Staates sollte König Friedrich Wilhelm IV stehen. Dieser lehnte den Posten als „Kaiser der Deutschen“ jedoch ab, da er wenn nur von Gott, nicht jedoch von Bürgern gekrönt werden wollte. Die deutsche Revolution von 1848/49 scheiterte somit. Zwar versuchte das Stuttgarter Rumpfparlament vom 6. bis zu 18. Juni 1849 die Beschlüsse noch zu retten, dieser Versuch blieb jedoch erfolglos.

Die liberalen Reformen wurden weitestgehend rückgängig gemacht und der Deutsche Bund wurde wiederhergestellt.

Deutsche Einigungskriege

1862 wurde Otto von Bismarck neuer Ministerpräsident von Preußen. Wilhelm I plante nämlich die Modernisierung des preußischen Heeres. Allerdings wiedersetzte sich das Abgeordnetenhaus diesen Plänen, weshalb der König Bismarck um Hilfe bat. Dieser wiederum erkannte in der preußischen Verfassung eine Gesetzeslücke und setzte so die Heeresreform ohne die Zustimmung der Abgeordneten durch. Bei der liberalen Bevölkerung führte dies jedoch zu Abneigung. Um dieses Problem zu lösen, sah Bismarck Krieg als notwendiges Mittel. Dadurch gewann er wieder Zustimmung von den Liberalen, die sich eine deutsche Einheit wünschten.

Durch die Novemberverfassung von 1863 vergrößerte Dänemark den politischen Einfluss auf das Herzogtum Schleswig. Dies war allerdings ein Verstoß gegen das Londoner Protokoll von 1852. Österreich und Preußen nahmen das als Anlass dazu, Dänemark anzugreifen. Sie gingen als Sieger des Deutsch-Dänischen Krieges hervor. Infolgedessen kam es zwischen Preußen und Österreich jedoch zu Streitigkeiten bezüglich der gebietlichen Aufteilung Dänemarks. Im Deutschen Krieg von 1866 wurde der Streit beigelegt. Preußen gewann, löste den Deutschen Bund auf und gründete den Norddeutschen Bund.

Der Norddeutsche Bund (1866 – 1871)

Dieser war ein von Preußen dominierter Staatenbund mehrerer norddeutscher Staaten und gilt als der Vorgänger des Kaiserreichs.

Der letzte deutsche Einigungskrieg war der Deutsch-Französische Krieg von 1870. In Spanien wurde zu dieser Zeit ein Thronfolger gesucht. Bismarck wollte dort Leopold von Hohenzollern einsetzten. Frankreich war mit dieser Kandidatur allerdings nicht einverstanden, da sie sonst von Deutschen umzingelt gewesen wären. Wilhelm I lehnte den Verzicht Hohenzollers jedoch ab und schickt seinen Entschluss an Bismarck. Dieser veröffentlichte eine gekürzte Form des Entschlusses in der Presse, durch den es so aussah, als hätte Frankreich den Deutschen die Forderung auf den Verzicht des Throns bedingungslos aufgezwungen (Emser Depesche). Dies führte bei den Franzosen zu Empörung, weshalb Frankreich am 19. Juli 1870 dem Norddeutschen Bund den Krieg erklärt. Darauf hatte Bismarck gehofft, denn so war Preußen die Unterstützung norddeutscher als auch süddeutscher Staaten sicher.

In der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 verlor Frankreich den Krieg und kapitulierte am 27. Oktober 1870 in Metz.

Das Deutsche Kaiserreich

Durch die Einigungskriege hatte es Bismarck geschafft, die Deutschen Staaten zu einen. Am 18. Januar 1871 wurde das Deutsche Reich im Spiegelsaal von Versailles gegründet. Es war der erste deutsche Nationalstaat, der bis 1918 als konstitutionelle Monarchie existierte.

Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 im Spiegelsaal von Versailles

Quellen:
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