Staudensellerie hat in den letzten Jahren einen regelrechten Hype in der Rohkost-Szene ausgelöst. Das Gemüse soll entgiften, die Haut klären, die Verdauung unterstützen und den Stoffwechsel anregen. Das behauptet auch ein aktueller Instagram-Post und geht sogar noch weiter: Selleriesaft mit Zugabe von Schwarzkümmelöl soll Wassereinlagerungen um ganze 35% reduzieren. Diese Aussage soll auf Erfahrungsberichten basieren. Aber ist das wissenschaftlich belegt?


Woher kommt der Hype um Sellerie?
Der aktuelle Hype um den Detox-Effekt von Sellerie geht zurück auf den amerikanische Autor und selbsternanntes „Medical Medium“ Anthony Williams. In seinen zahlreichen Büchern schreibt er über Erkenntnisse, die ihm ein Geist („Spirit“) diktiere. Er behauptet unter anderem, dass Sellerie ein einzigartiges Salz enthalte, welches dafür sorge, dass Gifte aus dem Körper ausgeschwemmt und Krankheitserreger zerstört werden. Inzwischen hat er auch in Europa viele Anhänger.
Was kann Sellerie wirklich?
Sellerie wird bereits seit Jahrtausenden von unterschiedlichen Kulturen als Heilpflanze angesehen. Aufgrund seiner antioxidativen Stoffe soll es Entzündungen im Körper hemmen. Zudem enthält es wichtige Vitamine und Mineralstoffe, wie zum Beispiel die Vitamine A, C, E, einige B-Vitamine, Eisen, Kalzium und Kalium. Vor allem der hohe Kalium-Anteil wirkt harntreibend und damit entwässernd. Der Stoff sorgt dafür, dass das Hormon Aldosteron die Ausscheidung von Kalium über die Nieren aktiviert, wodurch vermehrt Wasser ausgeschieden wird.
Begriffe wie Detox, Entgiftung oder auch Entschlackung sind allerdings kritisch zu sehen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) ist eine Entgiftung des Körpers durch Säfte weder möglich, noch nötig. Denn: Ein gesunder Körper reinigt sich selbst. Gifte oder Schadstoffe werden über die Leber, Nieren, Darm und die Haut ausgeschieden – so auch überschüssiges Natrium. Anders sieht es bei rheumatischen Erkrankungen wie Gicht aus: Hier kann Sellerie durch seine harntreibende Wirkung tatsächlich helfen, überschüssige Harnsäure aus dem Körper zu leiten.
Und Schwarzkümmel?
Auch Schwarzkümmel hat eine jahrtausendelang zurückführende Tradition in der Heilkunde verschiedener Kulturen. Meist wurde der Samen gekaut, um verschiedene Beschwerden zu lindern. Dazu gehörten unter anderem Blähungen, Atembeschwerden und Parasitenbefall.
Durch neuere Studienergebnisse entstand vor kurzem ein erneuter Hype um Schwarzkümmel, insbesondere um das aus den Samen gewonnene Öl. Studien zufolge weist es entzündungshemmende Eigenschaften auf, lindert Verdauungsbeschwerden und senkt sowohl den Blutzuckerspiegel als auch den Blutdruck. Zudem soll es den den Fettstoffwechsel anregen – in Kombination mit einer gesunden Ernährung und ausreichender Bewegung könnte es also tatsächlich beim Abnehmen unterstützen.
Fazit: Gesund, aber kein Wundermittel
Zweifelsfrei sind sowohl Sellerie als auch Schwarzkümmel gesunde Lebensmittel. Die im Post beschriebene Mischung wird dem Körper also sicherlich nicht schaden. Für Menschen, die sich sonst eher ungesund ernähren, kann die tägliche Einnahme positive Auswirkungen auf den Zellstoffwechsel haben. Beide Pflanzen sind reich an Nährstoffen, wirken entzündungshemmend und können beim Abnehmen unterstützend wirken.
Allerdings wurden während der Recherche keine wissenschaftlich fundierten Belege für die Behauptung gefunden, dass das regelmäßige Trinken von Selleriesaft mit Schwarzkümmelöl Wassereinlagerungen um bis zu 35% reduzieren würde. Auch die in der Postbeschreibung versprochene Detox-Wirkung ist für einen gesunden Menschen hinfällig.
Auch wenn der Konsum an sich unproblematisch ist, ist der Hype um Sellerie auch kritisch zu sehen. Denn: Viele Anhänger beziehen sich auf Erfahrungsberichte. Einige berichten davon, wie Sellerie vor Krankheiten schützt oder sie sogar heilt. Die meisten Aussagen werden jedoch nicht von einer medizinischen oder wissenschaftlichen Organisation geprüft. Sie sollten daher weder als Fakt dargestellt werden, noch als Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung dienen.
Quellen:
Chrubasik-Hausmann, Sigrun: Schwarzkümmel, in: Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg im Breisgau, o. D., [online], Selleriesaft.com, aok.de, swr.de, zentrum-der-gesundheit.de, praxistipps.focus.de, dgk.de, academyofsports.de, ndr.de, donn-apotheke.de